Woran erkennt man ein trächtiges Schaf?
Ein trächtiges Schaf wird allmählich dicker, da die Lämmer im Bauch der Mutter heranwachsen. Kurz vor Lammung (der Geburt) wird auch das Euter größer, da Milch gebildet wird. Manchmal ändert sich auch das Verhalten des Schafs, indem es entweder ruhiger wird und einen ruhigen Ort für die Geburt sucht, oder unruhig wird und vermehrt umherwandert.
Typische Geburt?
Die Trächtigkeit bei Schafen dauert etwa 150 Tage. Mehrlinge werden häufig etwas früher geboren.
Kurz vor der Geburt läuft das Schaf lange hin und her, bis es endlich zur Ruhe kommt und sich hinlegt. Immer wieder zieht sich sein Körper zusammen, es drückt und presst (Wehen). Zuerst platzt die Fruchtblase und das Fruchtwasser spritzt raus. Dann kommt das Lamm raus. Normalerweise kommen zuerst die Vorderfüße mit dem Kopf. Es kann aber auch mal zu Fehllagen kommen, dann muss der Schäfer das Lamm in der Mutter drehen. Gleich nach der Geburt leckt die Mutter die Lämmer ab, um es von der Eihaut zu befreien und prägt sich dabei ihren Geruch ein; er ist das Erkennungs-Zeichen für die Mutter.
Umgekehrt merkt sich das Lämmchen ganz genau, wie die Mutter blökt. An diesem Ruf wird das Lamm seine Mutter später unter den vielen Schafen der Herde erkennen.
Nach der Geburt der Lämmer muss alles ganz schnell gehen: Sie versuchen, sich auf ihren dünnen, langen Beinchen aufzurichten, um am Euter der Mutter zu trinken. Das ist wichtig, weil die Lämmer mit der ersten Milch der Mutter eine Menge Abwehrstoffe bekommen. Diese brauchen sie, um gesund zu bleiben. In den ersten Stunden stehen die Lämmchen noch ziemlich wackelig auf den Beinen, doch schon wenig später folgen sie ihrer Mutter. In den ersten Tagen schlafen Lämmer viel und kuscheln sich dabei am liebsten bei der Mutter ein. Aber wenn sie wach sind spielen und springen sie gerne mit anderen Lämmern und klettern gerne, auch mal auf die eigene Mutter.
Es kann auch vorkommen dass Mutterschafe, oft unerfahren Schafe, ihr Lamm nicht annehmen. Dann muss der Schäfer versuchen, das Schaf zu überzeugen. Wenn das nicht gelingt muss er versuchen ob ein anderes Schaf das Lamm versorgt. Dies ist bei Schafen oft nicht leicht, da sie ungern andere Lämmer annehmen. Wenn alles nicht hilft, wird das Lamm mit der Flasche aufgezogen.
Was ist ein Euter?
Das Milchorgan bei Schafen nennt man Euter. Es hängt wie ein Beutel zwischen den Hinterbeinen des Schafes. Die fingerförmigen Ausgänge des Euters heißen Zitzen oder Striche. Im Gegensatz zu Kühen, die vier Zitzen haben, besitzen Schafe nur zwei Zitzen. Wenn die Lämmer Hunger haben, stoßen sie mit dem Kopf gegen das Euter, um die Milchproduktion anzuregen.
Was ist Biestmilch?
Biestmilch, auch Kolostrum genannt, ist die erste Milch, die eine Mutter nach der Geburt ihres Lamms produziert. Sie ist besonders wichtig, da sie Abwehrstoffe enthält, die das Lamm vor Krankheiten schützen. Die Abwehrstoffe sind für das Lamm lebenswichtig, da es ohne sie geboren wird und somit keine eigenen Abwehrkräfte besitzt. Zusätzlich zu den Abwehrstoffen enthält Biestmilch viele Nährstoffe, die dem Lamm helfen, kräftig zu werden und genug Energie zu haben, um sich warm zu halten.
Warum werden die Schafe nach der Geburt mit ihren Lämmern in Einzelboxen gehalten?
Nach der Geburt kommen die Schafe mit ihren Lämmern für kurze Zeit in eigene kleine Boxen, um die wichtige Bindung zwischen Mutter und Lamm zu fördern. Dort können sie in Ruhe Zeit miteinander verbringen und sich richtig gut kennenlernen. So stellen sie sicher, dass sie sich später, auch in der großen Herde, immer wiederfinden können. Diese Einzelboxen ermöglichen es den Schäfern auch, die Gesundheit von Mutter und Lamm besser zu überwachen. Sie können sicherstellen, dass das Lamm genug Milch bekommt, das Euter der Mutter in Ordnung ist und beide Tiere fit sind.
Wann beginnt und endet die Lammzeit in Schleswig-Holstein?
Je nach Rasse und Haltungsform kann die Lammzeit für einige Züchter schon im Dezember beginnen und manche bekommen die letzten Lämmer noch im Mai. Für die meisten Schafzüchter fällt die Hauptlammzeit jedoch im Januar, während die meisten Lämmer in Schäfereibetrieben im März und April geboren werden.
Warum ist die Lammzeit eine besonders arbeitsintensive Zeit für die Schafhalter?
Bei uns im Norden werden die Schafe nur zur Lammzeit aufgestallt. Die Lammzeit ist für alle Schafhalter eine ganz besonders wichtige und arbeitsintensive Zeit, in der rund um die Uhr jemand im Schafstall sein muss, denn manchmal muss Geburtshilfe geleistet, oder Lämmer müssen zusätzlich mit Milch versorgt werden. Die hochtragenden Mutterschafe werden bis zur Lammung in einer Sammelbox aufgestallt. Gleich nach der Geburt kommt das Muttertier mit seinem Nachwuchs in eine separate Box, um die wichtige Mutter- Lamm- Bindung zu fördern. Außerdem kann in der Einzelbox besser kontrolliert werden ob Mutter und Lamm fit sind, das Lamm genug Milch bekommt, das Euter in Ordnung ist usw. Normalerweise bekommt ein Schaf zwischen ein und drei Lämmern. Zwillingslämmer haben ein Geburtsgewicht von durchschnittlich 4 kg, ein Einling kann bis zu 9 kg wiegen. Nach ein paar Tagen erfolgt dann der Kindergarten - ein größeres Gatter das sich mehrere Mutterschafe und Lämmer teilen. Hier lernen die Tiere sich in der Gruppe zu finden und die für jedes Tier individuelle Stimme und die unterschiedlichen Gerüche zu unterscheiden.
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